Unsere Gemeinde wurde 1847 gegründet. Ihre Vorgeschichte liest sich wie ein Kapitel aus der Zeit der Aufklärung und Industrialisierung, der Romantik und des Pietismus.
So wie damals bewegt sich unsere reformierte Gemeinde noch heute im Spannungsfeld von Glaube und Leben, dem Einzelnen und der Gesellschaft.
Postkarte der NRG um 1900 mit der 1943 zerstörten Kirche (oben mitte) und dem Friedhof (unten)
Die Geschichte der Gemeinde beginnt im Jahr 1835. Elberfeld war damals eine aufstrebende Industriestadt. Textilfabriken und der Handel florierten an der Wupper, als Dortmund und Düsseldorf noch Dörfer waren. Kaufleute und Textilbarone häuften Reichtümer an, während zehntausende Arbeiter – oft noch Kinder – notdürftig lebten. Von 1800 bis 1850 stieg die Bevölkerung von gut 12.000 auf ca. 40.000 an. Elberfeld war zugleich ein Zentrum des reformierten Glaubens, der auf die Reformatoren Calvin und Zwingli zurückgeht.
Das Wuppertal war um 1835 das Labor der Industrialisierung in Deutschland. Elberfeld und Barmen waren das „deutsche Manchester". An der Farbe der Wupper konnte man damals die gerade herrschende Modefarbe ablesen. Damals herrschte der Geist der Aufklärung, des Rationalismus und des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts: Alles wurde berechenbar, planbar und machbar. Die Welt wurde entzaubert. Viele Menschen fühlten sich in dieser kalten Welt der Maschinen und Zahlen nicht wohl und suchten ihr Heil in der Romantik, der Wiederverzauberung der Welt.
Die Geschichte der Gemeinde beginnt im Jahr 1835. Elberfeld war damals eine aufstrebende Industriestadt. Textilfabriken und der Handel florierten an der Wupper, als Dortmund und Düsseldorf noch Dörfer waren. Kaufleute und Textilbarone häuften Reichtümer an, während zehntausende Arbeiter – oft noch Kinder – notdürftig lebten. Von 1800 bis 1850 stieg die Bevölkerung von gut 12.000 auf ca. 40.000 an. Elberfeld war zugleich ein Zentrum des reformierten Glaubens, der auf die Reformatoren Calvin und Zwingli zurückgeht.
Das Wuppertal war um 1835 das Labor der Industrialisierung in Deutschland. Elberfeld und Barmen waren das „deutsche Manchester". An der Farbe der Wupper konnte man damals die gerade herrschende Modefarbe ablesen. Damals herrschte der Geist der Aufklärung, des Rationalismus und des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts: Alles wurde berechenbar, planbar und machbar. Die Welt wurde entzaubert. Viele Menschen fühlten sich in dieser kalten Welt der Maschinen und Zahlen nicht wohl und suchten ihr Heil in der Romantik, der Wiederverzauberung der Welt.
In der Kirche war die Entwicklung ähnlich: Im 19. Jahrhundert wurde auch die Welt des Glaubens immer mehr entzaubert. Man begann die Bibel nicht mehr als heilige, quasi von Gott selbst verfasste Schrift zu lesen, sondern als historisches, von Menschen geschriebenes Buch. Gott wurde immer weniger als jemand gesehen, der sich tatsächlich mit dem Leben der Menschen befasst, sondern eher als Maschinenbauer, der sich nicht weiter um seine Schöpfungsmaschine kümmerte. Oder sogar als Hirngespinst. Die Bibel wurde immer mehr als einfacher Ratgeber fürs Leben gelesen.
Viele Menschen empfanden das als Verlust der Glaubensheimat. Sie wollten den Glauben an Gott wieder spüren, Gott persönlich entdecken. So wie die Romantiker die technische Welt wiederverzaubern wollten, suchten viele Gläubige damals wieder ein frommes Leben mit einer persönlichen Beziehung zu Gott. Das war der Pietismus (von pietas, Frömmigkeit).
Die reformierte Gemeinde Elberfeld war ein Zentrum der Pietisten. Hier erreichte um 1835 Pastor Krummacher mit emotionalen, persönlich ansprechenden Predigten viele Menschen.
Der durchreisende Goethe und der Barmer Fabrikantensohn Friedrich Engels (der Kompagnon von Karl Marx) sahen in Predigern wie Krummacher eher geistliche Nebelwerfer, die die Menschen von ihrem materiellen Elend in den Fabriken ablenken würden.
Am 15. Mai 1847 wurde Dr. H. F. Kohlbrügge durch zwei Älteste in das Pastorenamt der Gemeinde eingeführt. Bis zu seinem Tod am 5. März 1875 blieb er ein rastloser Prediger und ein treuer und origineller Seelsorger.
Seine Predigten zeichneten sich durch sprachliche Klarheit und gedankliche Schärfe aus. Als »Zeuge der freien Gnade Gottes« hatte er großen Zulauf und gewann auch durch seine Schriften eine erstaunlich große Leserschaft.
In Preußen führte König Friedrich Wilhelm III. ab 1817 die Kirche der Union ein, ein Zusammenschluss der reformierten und lutherischen Kirche mit dem preußischen König als oberstem Bischof.
Für diese „unierte" Kirche verordnete der preußische König 1821 eine einheitliche Liturgie, die sogenannte Agende. Im streng reformierten Elberfeld stieß die Agende auf erbitterten Widerstand. Als sie 1835 auf Druck der Landeskirche auch in reformierten Gemeinde Elberfeld eingeführt wurde, bildeten einige Mitglieder unter Führung des Unternehmers Daniel von der Heydt eine protestierende Minderheit. 1846 baten sie den holländischen Theologen Hermann Friedrich Kohlbrügge, als ihr Pastor zu fungieren.
Am 15. Mai 1847 wurde Dr. H. F. Kohlbrügge durch zwei Älteste in das Pastorenamt der Gemeinde eingeführt. Bis zu seinem Tod am 5. März 1875 blieb er ein rastloser Prediger und ein treuer und origineller Seelsorger.
Seine Predigten zeichneten sich durch sprachliche Klarheit und gedankliche Schärfe aus. Als »Zeuge der freien Gnade Gottes« hatte er großen Zulauf und gewann auch durch seine Schriften eine erstaunlich große Leserschaft.
So reichte sein Wirkungskreis weit über Elberfeld hinaus. Es entstanden »Kohlbrügge-Gemeinden«, insbesondere in Nordwestdeutschland und den Nieder landen, aber auch in anderen Gegenden Europas, sogar in Nordamerika und Australien.
Sein Grab befindet sich auf unserem Friedhof und ist auch heute noch Anlaufpunkt für viele "Kohlbrüggianer", vor allem aus den Niederlanden.
Viele Predigten von Kohlbrügge finden sich auf der Seite Licht und Recht, darunter auch eine ausführliche Kohlbrügge-Biographie.
Die Gruppe traf sich zunächst heimlich. Versuche einer Aussöhnung mit der reformierten Gemeinde blieben erfolglos. Anfang 1847 erlaubte plötzlich König Friedrich-Wilhelm IV. in einem Erlass, dass in Preußen auch freikirchliche Gemeinden gegründet werden durften.
Am 18. April 1847 wurde die neue Gemeinde gegründet. Dr. Kohlbrügge wurde als erster Pastor der Gemeinde ordiniert. Zunächst traf man sich in einer Gaststätte, 1848 wurde eine neue Kirche wurde in der De Weerth-Straße gebaut.
Die Gemeinde erhielt den Namen „Niederländisch-Reformierte Gemeinde zu Elberfeld", weil sie nicht mit der Reformierten Gemeinde in Elberfeld verwechselt werden durfte. Das Niederländische bezog sich auf die Herkunft des ersten Pastors, auf die Übernahme des niederländischen Glaubensbekenntnisses und auf enge kirchliche Kontakte in die Niederlande.
Mitte des 19. Jahrhunderts (1852/53), also im Zeitalter der Frühindustrialisierung, wurde das (erneuerte) Elberfelder System begründet. Daniel von der Heydt, damaliger Kirchmeister der Gemeinde und als städtischer Beigeordneter zugleich Leiter der städtischen Armenverwaltung, war daran ganz wesentlich beteiligt. Auch Kohlbrügge nahm damals an entsprechenden Beratungen teil.
Dass die diakonische Arbeit der Gemeinde bei der neuen Konzeption der Armenpflege Pate gestanden hat, weiß u.a. Wolfgang Heinrichs in seiner Dissertation über die Freikirchen in Wuppertal zu berichten.
Das »Elberfelder System« verfolgte das Ziel, den in materielle Not geratenen Menschen individuelle Hilfe zu gewähren und, soweit möglich, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Die ehrenamtlichen Armenpfleger, viele aus der NRG, waren verpflichtet, sich ständig um eine kleine Zahl von Familien in einem überschaubaren Wohnbezirk zu kümmern.
Sie waren beauftragt, die Ursachen der sozialen Schwierigkeiten zu erkennen und danach – in der Regel nach Beratung mit anderen Armenpflegern in der Bezirksversammlung – über Art und Umfang der Hilfe zu entscheiden.
Das System hat als erstes kommunales Konzept gegen die grassierende Armut weltweit Nachahmung erfahren.
Foto: Das Denkmal für das Elberfelder System mit dem Bildnis Daniel von der Heydts (neben Gustav Schlieper und David Peters).
1938 kehrte A. de Quervain, dessen Frau aus einer jüdischen Fabrikantenfamilie stammte, in die Schweiz zurück. Sein Nachfolger wurde 1939 Dr. Otto Bückmann (1893 bis 1969), der den Ruf an die NRG erst annahm, nachdem für ihn in seiner bisherigen Gemeinde Fischbach (Saar) ein Nachfolger aus der Bekennenden Kirche gefunden worden war.
Im Juni 1943 musste er erleben, dass die Kirche, das Gemeindehaus und sein Pfarrhaus beim Bombenangriff auf Wuppertal zerstört wurden. In einer Predigt vom 15. August 1943 heißt es u.a.:
Wir stehen unter dem Gericht Gottes, denn alles, was uns trifft, ist ja nicht Schickung oder Schicksal, sondern die gewaltige Hand Gottes, sein Zerstören, sein Zorn.
Im abschließenden Gebet steht der Satz:
Alle, die um des Wortes und der Wahrheit willen Verfolgung und Gefangenschaft erleiden, wollest du mit deinem ewigen Trost erquicken, in Sonderheit die beiden Brüder der Nachbargemeinde.
Gemeint waren der Pfarrer D. Hermann A. Hesse und dessen Sohn Helmut Hesse, die beide in das Konzentrationslager Dachau gebracht worden waren, wo Helmut Hesse kurz darauf umgebracht wurde. Hermann A. Hesse liegt auf unserem Friedhof begraben.
Im Jahr 1931 wurde Lic. Alfred de Quervain (1896 bis 1968), ein Schweizer, zum Pastor der Niederländisch-Reformierten Gemeinde berufen. Bald nach Beginn seiner Tätigkeit in Wuppertal wurde A. de Quervain zum Mahner vor dem immer mächtiger werdenden Nationalsozialismus. Ihm war klar, dass der mit totalitärem Anspruch auftretende Nationalsozialismus sich in Widerspruch zum Evangelium setzte.
Das Pfarrhaus der Gemeinde wurde bald zu einem Zentrum beim Aufbau der Bekennenden Kirche. Hier verkehrte Karl Barth, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Hier wurde an den Thesen der Barmer Theologischen Erklärung gearbeitet und das vom Staat unabhängige Theologiestudium an den Kirchlichen Hochschulen Berlin und Wuppertal vorbereitet.
In »Unser gemeinsamer Lebensweg« schreibt A. de Quervain:
Je tyrannischer der Nationalsozialismus auftrat, um so klarer sahen die, die regelmäßig zum Gottesdienst sich versammelten, um so wachsamer waren die Presbyter. Das Presbyterium beschloss, dass die Kundgebung der Bekennenden Kirche gegen den deutschen Glauben der Gemeinde bekanntgegeben werden sollte.
Wegen dieses Beschlusses wurde A. de Quervain mit Hunderten von Pfarrern verhaftet, jedoch am gleichen Tag wieder auf freien Fuß gesetzt.
1938 kehrte A. de Quervain, dessen Frau aus einer jüdischen Fabrikantenfamilie stammte, in die Schweiz zurück. Sein Nachfolger wurde 1939 Dr. Otto Bückmann (1893 bis 1969), der den Ruf an die NRG erst annahm, nachdem für ihn in seiner bisherigen Gemeinde Fischbach (Saar) ein Nachfolger aus der Bekennenden Kirche gefunden worden war.
Im Juni 1943 musste er erleben, dass die Kirche, das Gemeindehaus und sein Pfarrhaus beim Bombenangriff auf Wuppertal zerstört wurden. In einer Predigt vom 15. August 1943 heißt es u.a.:
Wir stehen unter dem Gericht Gottes, denn alles, was uns trifft, ist ja nicht Schickung oder Schicksal, sondern die gewaltige Hand Gottes, sein Zerstören, sein Zorn.
Im abschließenden Gebet steht der Satz:
Alle, die um des Wortes und der Wahrheit willen Verfolgung und Gefangenschaft erleiden, wollest du mit deinem ewigen Trost erquicken, in Sonderheit die beiden Brüder der Nachbargemeinde.
Gemeint waren der Pfarrer D. Hermann A. Hesse und dessen Sohn Helmut Hesse, die beide in das Konzentrationslager Dachau gebracht worden waren, wo Helmut Hesse kurz darauf umgebracht wurde. Hermann A. Hesse liegt auf unserem Friedhof begraben.
Nachdem die Kirche in der Deweerthstrasse 1943 beim Elberfelder Luftangriff samt Pastorat und Archiv zerstört worden war, versammelte sich die Gemeinde in der Friedhofskapelle an der Katernberger Straße.
Dr. Otto Bückmann diente der Gemeinde bis 1964 als Pastor. Daneben war er als Alttestamentler auch an der Kirchlichen Hochschule als Professor tätig.
Von 1966 bis 1981 war Hellmut Klingbeil der achte Pastor der NRG. Er war nebenbei als Religionslehrer am benachbarten Gymnasium tätig. Nachdem die Gemeinde über 20 Jahre in der Friedhofskapelle sich versammelt hatte, wurde diese immer baufälliger, so dass man von 1967 bis 1989 sich zum Gottesdienst in der Calvinkirche (heute Citykirche) versammelte.
1983 wurde Heinrich Lüchtenborg als neuer Pastor berufen. In seine Zeit fiel die Renovierung und Erweiterung der Friedhofskapelle zum Gemeindezentrum, das 1989 eingeweiht werden konnte. 1996 wurde ein Wohnhaus mit Gemeindebüro und Archiv hinter dem Gemeindezentrum errichtet (Haus Nr. 63).
Mit Heinrich Lüchtenborg wurden die Beziehungen zur Ev. Altreformierten Kirche in Niedersachsen, aus deren Reihen Lüchtenborg kam, immer intensiver. Nach einer längeren Phase der synodalen Zugehörigkeit ist die NRG seit 2001 die 14. Mitgliedsgemeinde dieser reformierten Freikirche.
Nachdem Heinrich Lüchtenborg nach fast 30 Dienstjahren im März 2013 verabschiedet wurde, wurde im Juni 2013 Jan-Henry Wanink als neuer Pastor eingesetzt. Am 13. Januar 2019 wurde er verabschiedet, er wechselte in die reformierte Gemeinde Osnabrück.
Wer mehr über die Geschichte unserer Gemeinde erfahren möchte, kann sich in die Gemeindechronik vertiefen, die anlässlich des 150jährigen Bestehens im Jahr 1997 erschienen ist und von Klaus van Bürck und Heinrich Lüchtenborg herausgegeben wurde. Im Gemeindehaus haben wir noch einige Exemplare vorrätig.
Unserer Gemeinde wurde 2007 von der Schriftstellerin Gina Mayer ein literarisches Denkmal gesetzt. Ihr historischer Roman Das Medaillon spielt sich in Elberfeld vor dem Hintergrund der Neandertaler-Funde 1856 in nächster Nähe ab. Hermann Friedrich Kohlbrügge und die Gemeinde um 1860 sowie in heutiger Zeit erwachen dabei zu literarischem Leben.
Wichtige Themen des Romans sind die Grundkonflikte zwischen Religion und Wissenschaft einerseits sowie Sittenstrenge und bürgerlicher Emanzipation andererseits.
Die Welt am Sonntag meinte: "Mit einer ungeheuren Lust am Erzählen entwirft Gina Mayer ein fesselndes Sittengemälde, das bis in unsere Zeit reicht."
1847-1875: Hermann Friedrich Kohlbrügge
1875-1901: Julius Künzli
1876-1880: Adolph Zahn
1898-1906: Theodor Stiasny
1901-1927: Benjamin Lütge
1905-1930: Gottfried Locher
1931-1938: Alfred de Quervain
1939-1964: Otto Bückmann
1966-1981: Hellmut Klingbeil
1983-2013: Heinrich Lüchtenborg
2013-2019: Jan-Henry Wanink
seit 2024: Friedhelm Schrader